Danke und jaaaaaaa, es war soooooooo geiiiiiiilllll

Ich fange am besten mal vorne an, denn das wird ein längerer Bericht, fürchte ich

Beppo durfte also heute mit mir und Sven in das eingezäunte, große Trainingsgelände, während alle anderen Menschen draußen blieben. Ohne Hunde erstmal.
Sven wollte noch genauer einschätzen, ob seine Vermutung richtig ist, was Beppo für ein Hund ist. Es gibt ja diese vier Grundmerkmale, die jeder Hund hat, wovon aber nur ein oder zwei die Haupt-Motivationen abbilden. Die anderen beiden gibt es auch, aber die sind nicht so dominant. Es sind also die soziale, die jagdliche, die territoriale und die sexuelle Motivation. Sven hatte Beppo bisher ja (in dieser Reihenfolge!) sexuell-territorial eingestuft. Wie sich herausgestellt hat, ist es genau andersherum. Territorial-sexuell mit ausgeprägtem Hang zum Kontrollfreak, das ist Beppo.
Beppo durfte erstmal rennen und lief mehrere Runden ganz am Rand. An bestimmten Stellen markierte er. Alles SEIN Territorium!! Wobei es interessanterweise noch einen Unterschied macht für die Einschätzung, ob ein Hund in die Ecken macht oder an die Ränder oder irgendwo mitten auf die Wiese. Hab aber jetzt nicht mehr im Kopf, was das genau für Unterschiede waren. Bepps markierte jedenfalls sämtliche Quer- und Längsseiten.
So und dann ging es richtig los, zunächst mit einem sogenannten "Wechsellauf". Das heißt, ich sollte in dem Karree langsam vor mich hin schlendern und jedesmal, wenn Beppo mich überholte, die Richtung wechseln. Beppo machte das fast wie aus dem Lehrbuch: er schoß an mir vorbei und wollte meine Wege blockieren, mich also kontrollieren. Er denkt, ER kontrolliert, wo es langgeht. Dabei machten wechselnde Tempi meinerseits keinen Unterschied.
Dann wurde eine Frau von draußen gebeten, hereinzukommen und wir sollten beide gehen - in verschiedene Richtungen. Sven wollte sehen, ob er das bei JEDEM macht oder hauptsächlich bei mir. Nein, er machte es auch bei der Frau - und später bei Männern auch. Ob Frau oder Mann oder ich ist Beppo egal. Er kontrolliert halt.
Danach sollten wir uns an die Hand nehmen und Hand in Hand gehen. Auch hier sehr, sehr deutlich: Beppo lief von hinten in die Mitte zwischen uns und versuchte zu splitten. ER kontrolliert doch schließlich, wer mich anfaßt und begleitet.
Dann kam eine Übung, die Sven zuerst mal mit mir gemacht hat, denn WÄRE Bepps in irgendeiner Form aggressiv geworden, hätte Sven das ja locker im Griff gehabt. Und zwar stand ich mit Sven Rücken an Rücken, die Arme hatten wir ineinander verhakt. Ab da hat Sven mich völlig vor Bepps abgeschirmt und mich immer mitgezogen, so daß Beppo partout nicht mehr an mich rankam. Auf einmal war mein ach so forscher Pöbelhund total verunsichert, stand da und beschwichtigte und wußte nicht mehr weiter.

Natürlich haben wir alle (!) Situationen dann auch entsprechend wieder aufgelöst! Auch hier wurde diese Übung mit fremden "Männlein" und "Weiblein" gemacht. Bis Beppo nach der xx? Wiederholung dachte: "Ihr seid mir zu blöd - ich geh schnüffeln".

Im Anschluß sollte ich das Gelände verlassen und mich in der Nähe verstecken. Sven wollte nun wissen, bin ich ihm wichtiger oder das Territorium. Als ich ging, lenkte Sven ihn mit Spieli ab. Als Bepps das nächste Mal guckte, war ich weg.

Bepps guckte zwar das Tor an, ging auch immer mal wieder dort hin, aber im Grunde machte er sein "Ding" Trotzdem wurde deutlich, daß er immer wieder Richtung Tor schielte... "wo bleibt Frauchen denn?"
Dann sollten noch mehrere Personen von außen "böse" - also richtig mit Armen in den Hüften und aufgeblasen und mit starrem Blick auf Beppo forsch zugehen. Ob er sich herausfordern ließe und doch mal seinerseits nach vorne geht??? Nein

Beppo war verunsichert. Und schaltete dann sofort wieder um, als die Menschen sich hinhockten und die Lage auflösten.
Sagt uns also ganz klar: sein ganzes Getue und Gehabe ist auch viel heiße Luft!!
Fazit bis dahin: Beppo ist territorial-sexuell (Reihenfolge!) motiviert. Das kontrollieren wollen ist zwar auch ein Charakterzug von ihm, der allerdings nie in sinnvolle Bahnen gelenkt wurde, während er beim Vorbesitzer war. Er hat bisher nur rudimentär gelernt, daß der Mensch ALLES regelt, da bin ICH nun gefragt, da noch intensiver einzuhaken.

So und dann wurde aus Beppo "The Bachelor", während draußen vor dem Zaun die Mädels und Jungs vorgeführt wurden. Bachelor für Hunde, statt einer Rose gibts einen Knochen für DIE Kandidatin.....wir haben so gelacht....
Und das Tolle war: es waren weit mehr als die vier vom Trailen bekannten Hunde - die einen Trailkollegen hatten exra für Beppo ihren Zweithund mitgebracht, dann waren noch zwei andere Frauen, die ich noch nicht kannte, die aber auch mit trailen mit ihren Hunden. Eine bunte Mischung also: intakte Jungs und Mädels, kastrierte Jungs und Mädels, große Hunde, Zwerge.... jede Farbe...selbstbewußte, schüchterne, alles vorhanden.

Bis hin zu Svens schwarzer Großpudelhündin "Emmi". Leider war der gleichaltrige selbstbewußte Boxerrüde heute nicht da, aber den wollten wir evtl. nächsten Samstag nochmal testen.
Jeder Hund wurde von außen an den Zaun geführt und ich hatte Bepps von drinnen an der 10-m-Schlepp, falls er "durch" den Zaun will. Wollte er aber nicht - die Leine war die ganze Zeit ungespannt in meiner Hand, ich habe sie nur am Griff gehalten.
Es wurde ganz, ganz deutlich, daß auch hier Bepps in keinster Weise aggro wird, sondern hauptsächlich Spielaufforderungen macht oder auch schon mal verunsichert ist, so wie bei Svens Pudelhündin. Bei einem kniehohen, seeeehr selbstbewußten Mischlingswuschelrüden haben die zwei um die Wette immer und immer wieder über den Urin des anderen gepiescht: nein ICH bin derjenige, welcher.... Nein, ICH.
Das ging so weit, daß der Mischling irgendwann sogar beim käckern das Bein hob, um höher zu kommen, das sah so doof aus

Und ja, auch da mußte Beppo ebenfalls käckern. Da ja der Zaun dazwischen war, konnten sie es ja nicht auf andere Weise austragen als mit einem Piesel- und Käckelwettbewerb.... Aber Beppo zeigte doch schon deutliche Anzeichen von Machogehabe. Aber nie böse!
Ach ja, zum Schluß haben wir nochmal Beppos "Favoritin", die intakte Cockerhündin zusammen mit dem intakten Zwergpudelrüden "Percy" vor Beppsens Nase an den Zaun geführt. Ja, er war frustriert und fing dann an zu bellen - logisch und nachvollziehbar. Ist schließlich "seine" Hündin. Aber auch hier: er war NUR frustriert und mehr nicht.
Als Sven seine Pudeldame Emmi geholt hatte, (SEHR souverän, SEHR gehorsam, IHR vertrautes Gelände) war Beppo erstmal verunsichert: sie hat momentan sehr langes Fell, so daß er ihre Augen nicht richtig sehen konnte. Und sie kam halt schon sehr selbstbewußt anmarschiert. Sofort stand er da, schmatze, schaute zuerst weg, blinzelte und beschwichtigte mit allem, was ihm einfiel. Emmi löste das dann mit Spielaufforderung auf und alles war gut. Bis auf......

...sie saß mit dem Rücken zum Tor und ihre Rute guckte etwa 15 cm unterm Tor durch zu Beppo ins Gelände rein und wedelte vor seiner Nase rum. Er fand diesen schwarzen Wedelschwanz derart interessant, daß ich nur noch gerufen habe: "Beiß da um Himmels willen nicht rein und zieh Emmi unterm Tor durch..."

Erkenntnis dieser zwei Stunden, die wie im Fluge vorbei waren: Bepps agiert territorial-sexuell motiviert mit großem Hang zum "Kontrollismus". Er hat keinen Hang zur Aggression, jedenfalls nicht mehr als jeder Hund sonst auch.
Mir wurden wieder viele kleine Einzeldinge bewußt, die sich im Alltag dann gerne mal abschleifen - wo ich was ändern muß, um ihm immer und immer wieder deutlich zu machen, daß er "der kleinste Wicht" in unserer Familie ist und GAR NICHTS kontrollieren muß.
Ach ja - daß er mich gerne mal anspringt, wenn er was erreichen will (z.B. bis es ENDLICH losgeht zum Gassi, also Stiefel an, Jacke an, Kackbeutel mitnehmen, Leckerli mitnehmen,
usw.) wertet Sven ebenfalls als Kontrolle: das Anspringen kommt dem hundlichen "Nackenstoß" gleich, mit dem sich die Hunde untereinander mal maßregeln. Beppo will MICH maßregeln, sprich: zur Eile antreiben in diesem Beispiel.
Ok, dagegen helfen Rituale, feste Regeln meinerseits. Das kriegt man hin mit viel Konsequenz.
Alles in allem bin ich hochzufrieden mit dem heutigen Tag - vor allem konnte ich Beppo ENDLICH mal mit verschiedensten Hunden interagieren sehen und kann ihn auch da jetzt viel, viel besser einschätzen und muß - übertrieben gesprochen - nicht jedesmal sofort "die Kurve kratzen", wenn uns ein Hund entgegenkommt.
Ja, so war das heute......
Ich glaube, ich werde der Truppe nächste Woche mal Kuchen mitnehmen oder sowas - ich fand das SOOOO toll von denen, daß sie das alle so super mitgemacht und aufs Trailen verzichtet haben.

Allerdings sagten einige hinterher, sie hätten nebenbei auch ganz viel über ihre eigenen Hunde gelernt. Auch sie haben ihre Hunde zuvor zum Teil völlig falsch eingeschätzt.
